Nullzinspolitik – Schicksal ohne Ausweg?
Magdeburger Finanzmarktdialog des Forschungszentrum für Sparkassenentwicklung e.V., 22.06.2017
Das Forschungszentrum für Sparkassenentwicklung beschäftigt sich jedes Jahr mit einem Schwerpunktthema der Finanzmärkte. In diesem Jahr lud Herr Prof. Dr. Horst Gischer von der Otto-von-Guericke-Universität und Geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums wieder interessante Referenten ein, um das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Dazu zählten Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt DekaBank), Prof. Dr. Stefan Kooths (Leiter Prognosezentrum, ifw Kiel), Prof. Hans-Helmut Kotz (Resident Fellow und Seminar Chair Harvard University Cambridge) und Prof. Dr. Stephan Paul (Lehrstuhl für Finanzierung und Kreditwirtschaft, Ruhr-Universität Bochum).
Herr Dr. Groß-Engelmann referierte in diesem Kreis über die Bedeutung und Chancen des modernen CSR-Managements im Finanzdienstleistungsmarkt und seinen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsposition von Sparkassen. Dabei ging es aber weniger um das gesellschaftliche Engagement, das in den Sparkassen häufig unter CSR verstanden wird. Es ging der EU-Definition folgend, um die Implementierung in die Wertschöpfungskette. Herr Dr. Groß-Engelmann zeigte dabei u.a. anhand von Ergebnissen des Corporate Responsibility Index (CRI) auf, dass die Sparkassen aus CSR-Sicht zwei Schwerpunkte setzen sollten:
- Die Kundenberatung neu zu definieren und ihre Rolle als Wertschöpfungsfaktor anhand der Faktoren Transparenz, Individualität und Verständlichkeit systematisch entwickeln
- Den Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen neu zu positionieren, wenige Handlungsfelder zu fokussieren und dafür durchgängig in der Wertschöpfungskette erlebbar zu machen
Viele Sparkassen sind von der CSR-Berichtspflicht betroffen. Dies kann als weitere regulatorische Hürde oder als Chance begriffen werden. Herr Dr. Groß-Engelmann zeigte auf, wie sich andere Industrien von einem reaktiven zu einem aktiven Handlungsmuster entwickelt haben und damit Reputation und Wettbewerbsfähigkeit signifikant gesteigert haben. Der Global Trust Report 2017 des GfK Vereins zeigt hierzu ein erstaunliches Ergebnis. Das Vertrauen in die Automobilbranche hat sich vor dem Hintergrund der Abgasmanipulationen erwartungsgemäß um 17% verschlechtert. Die Lebensmittelindustrie hat sich hingegen durch die vielen Initiativen zur Transparenz und Fairness der Lieferketten, Gesundheitsförderung oder Regionalität um 11% verbessert. Die weiterhin schlechten Vertrauenswerte der Finanzbranche sind nicht zwangsläufig. Die Branche hat das Heft in der Hand und sollte ihre Chance nutzen, bevor innovativere Player zeigen, wie es geht.
Und was hat das mit Nullzinspolitik zu tun? Die Experten sind sich einig, dass sich das Zinsniveau höchstens langfristig und der Politik der Fed folgend in sehr kleinen Schritten erhöht. Das Framing für den Verkauf wird sich also weiter ändern. Neben den prozessualen Veränderungen durch die Digitalisierung (Customer Journey, Omni-Channel, Kundendaten, Standardisierung, robo advisor u.a.) wird die Problemlösungsfähigkeit in inhaltlichen Aspekten (Demographie, Altersvorsorge, Pflege, Klimawandel, Diversity u.a.) zunehmend über Kundengewinnung und -bindung entscheiden.
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